Die AfD kommt laut einem Forscher vor allem auf sozialen Medien bei jungen Wählern an. (Archivbild), © Michael Kappeler/dpa
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Forscher: AfD für viele Jungwähler keine extreme Partei

02.09.2024

Das gute Abschneiden der AfD bei jungen Wählern ist aus Sicht eines Experten auch Ausdruck einer Normalisierung der Partei. «Die AfD wird nicht als unmittelbar rechtsextrem wahrgenommen», sagte der Generationenforscher Rüdiger Maas der Deutschen Presse-Agentur. Viele junge Menschen schätzten sich selbst als politisch mittig ein, wählten dann aber AfD, so Maas, der kürzlich eine Studie zu dem Thema veröffentlicht hat. Die Partei wird sowohl in Sachsen als auch in Thüringen vom Verfassungsschutz als gesichert rechtsextremistisch eingestuft.

Die klassische Aufteilung der Parteienlandschaft in links und rechts verliere für junge Wähler an Bedeutung, sagte Maas weiter. «Dadurch rutschen diese Extremparteien auch nicht an die Ränder.» Es gebe unter jungen Leuten auch eine hohe Toleranz gegenüber AfD-Wählern im Freundeskreis. «Uns haben viele junge Leute gesagt: "Die Rechtsextremen tun uns nichts, die sind nicht böse". Diese Gefahr scheinen vor allem ältere Menschen zu sehen. Das wird völlig unterschätzt.»

AfD bei Jungen mit Abstand stärkste Kraft

Bei den Landtagswahlen in Thüringen und Sachsen wurde die AfD bei jungen Wählern jeweils mit deutlichem Abstand stärkste Kraft. In Thüringen setzten laut Forschungsgruppe Wahlen 36 Prozent der Menschen zwischen 18 und 29 ihr Kreuz bei der AfD. Das waren 11 Prozentpunkte mehr als bei der Landtagswahl 2019. CDU und Linke landeten mit je 13 Prozent auf Rang zwei. In Sachsen wählten 30 Prozent in der Altersgruppe die AfD und damit 9 Prozentpunkte mehr als vor fünf Jahren. Hier kam die CDU mit 15 Prozent auf den zweiten Platz.

Ein ähnliches Bild erwarte er für die anstehenden Landtagswahlen in Brandenburg, sagte Maas. Der Erfolg der AfD in der Altersgruppe und die Normalisierung der Partei seien vor allem auf die Bespielung der sozialen Netzwerke zu erklären. «AfD-Themen funktionieren auf Social Media nun mal viel besser als SPD- oder CDU-Themen», sagte Maas. Außerdem habe die Partei gezielt Influencer aufgebaut, die eine große Reichweite erlangten.

Koalitionsfrage spielt keine Rolle

Junge Menschen nähmen auch befeuert durch Social Media die AfD eher als eine Partei wahr, die von anderen stark benachteiligt werde. «Da gibt es wenig Korrektiv.» Keine Rolle spiele für viele hingegen, dass die Partei aktuell gar keine realen Koalitionsoptionen in den Ländern habe. «Das kriegt man auf Social Media auch nicht so mit.»

Andere Parteien hätten da nur eine Chance, wenn sie schnell viel Geld investierten und ebenfalls auf reichweitenstarke Persönlichkeiten im Netz setzten, so Maas.

Mit Blick auf Brandenburg sagte er aber auch: «Man darf nie unterschätzen, wie schnell Themen viral gehen können.» Bestes Beispiel sei Armin Laschets Lachen nach der Flutkatastrophe im Ahrtal, das als Mitgrund für dessen spätere Niederlage als CDU-Kanzlerkandidat bei der Bundestagswahl 2021 gilt.

© dpa-infocom, dpa:240902-930-220598/2

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